ADHS: Jetzt reiß dich mal zusammen

„Kein Mensch muss müssen! Man ist niemandem in der Welt etwas schuldig, als sich selber“ ( Gotthold Ephraim Lessing)

 

 

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Ja, kein Mensch muss müssen, trotzdem „müssen“ wir und die Kinder ja jeden Tag aufs Neue. Ganz besonders schlimm ist das, wenn man neurodivers/neurodivergent ist. Was bedeutet das ?

Das Wort „neuro“ steht für Nerv und kommt aus dem Griechischen. Die Neurologie ist eine Forschung, die sich hauptsächlich mit unseren Nerven befasst und diese sitzen bekanntermassen im Nervensystem, dessen Großteil sich in unserem Gehirn befindet.

Wir haben auf der Welt eine große neurologische Vielfalt bei den Menschen. Das Meiste davon bezeichnet man als neurotypisch, weil viele Menschen  dieses Spektrum abdecken. Nun gibt es aber auch Abweichungen, die sogenannte Neurodiversität.

Menschen mit ADHS, einer Autismusspektrumstörung, einer Dyskalkulie, einer Legasthenie, einer LRS, Zwangsstörungen usw…

Leider haben wir immer noch die Tatsache, dass im medizinischen Bereich oft von einer „Störung“gesprochen wird. Ich persönlich bin der Meinung, dass es sich einfach um eine andere Art handelt, die Welt zu betrachten. Wir haben die Angewohnheit Dinge gerne in Schubladen zu verpacken und sind oft froh, eine Diagnose zu erhalten, die uns dann ja weiterhilft. Es gibt einen schönen Satz : „Kennst du EINEN Autisten, kennst du EINEN Autisten“ Die Bandbreite ist so unterschiedlich, dass man hier nochmals festhalten muss: Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung und sein eigenes Verhalten. Jeder erlebt Dinge anders und man kann niemals von sich auf andere schließen.

 

Was ist da los?

 

Am schlimmsten wäre es, den Satz aus der Überschrift anzuwenden. Kinder und allgemein Menschen die neurodivers sind KÖNNEN sich nicht zusammenreißen. Sie werden sich durch gut gemeinte Sprüche nicht zusammenreißen oder verändern, denn dazu sind sie nicht in der Lage. Was allerdings dabei passiert ist Folgendes: Derjenige, der ständig Ablehnung, Mobbing, Strafen oder Ermahnungen hört und erfährt entwickelt ein negatives Selbstbild, Depressionen und Ängste. Nicht genug, dass man sowieso mit seinem Erleben alleine da steht, nein man wird auch noch beschimpft und ausgeschlossen.

All das, was für neurotypische Menschen normal ist, was diese von klein auf erlernen ist für neurodiverse eine Art Fremdsprache. Wenn man sich vorstellt, man wäre auf einem anderen Planeten, mit einem System und Individuen, die man nicht kennt, dann hat man das Gefühl, welches die Situation am besten beschreibt. man ist ALLEIN!! Nun wird man zusätzlich von anderen ausgelacht, wenn man versucht sich an die planetaren Gewohnheiten anzupassen. Was passiert? Man hat irgendwann keine Lust mehr. Es ist ja egal was man macht, man macht es falsch.

 

Was ist zu tun?

 

Besonders hilfreich ist es anzuerkennen, dass alle Menschen eben verschieden sind. Wenn es das eigene Kind ist dann kann man sich Literatur besorgen, zu Ärzten und Psychologen rennen ( was auch wirklich notwendig ist, denn man braucht eine gesicherte Diagnose, um die richtigen Hilfen in Anspruch nehmen zu können ) und man kann in Selbsthilfegruppen gehen, um sich selber die nötige Stärke und das Wissen zu verschaffen. Am Allerwichtigsten jedoch ist die Tatsache, dass man egal wie, immer zu seinem Kind steht. Das Kind unterstützt, stärkt, mit ihm immer wieder Dinge übt und ihm klarmacht:

Dich gibts nur einmal und so wie du bist bist du perfekt. Du musst dich nicht zusammenreißen, du kannst mit mir ( oder mit anderen hilfreichen Menschen) ein glückliches Leben führen. Und zwar DEIN glückliches Leben, nicht das, der anderen.

In meiner Arbeit als Lerntherapeutin bin ich gerne für Sie und ihr Kind da. Auch Jugendliche und Erwachsene profitieren sehr von einem Coaching, wenn es darum geht, den Alltag zu vereinfachen.