Elternsorgen: Einmal möchte ich keine Sorgen haben

„Von allen Sorgen, die ich mir machte, sind die meisten nicht eingetroffen“ ( Cicero) 

Blog Familie

 

Fotoalben sind klasse. Sie sind auch ein hervorragendes Nachschlagewerk für Kinder,in dem sie immer und immer wieder nachschauen können, wie es denn so war mit dem Heranwachsen.

Sie sind allerdings über die Jahre bei uns auch ein Mahnmal der Veränderung unserer Erziehungsmethoden geworden.

Kind 1: Perfekt gekleidet mit Hütchen, in weiß und cremefarbenem schicken Kleidchen auf einer Decke mit Umrandung und einer Auswahl babygerechter zuckerfreier selbstgemachter Naschereien.

Kind 2: Gekleidet in cremefarbenem Strampler mit Hütchen auf einer Decke mit babygerechtem Geschwisteressen

Kind 3: Gekleidet mit Hütchen auf einer Decke mit babygerechtem Zeug aus einer Drogerie

Kind 4: Nackt mit Mütze auf Decke mit irgendwas zu Essen was ihm schmeckt

Kind 5: Unterwegs mit allen, die es bespaßen und viel Essen weil man für alle was mitnehmen muss

Kind 6: Kind 5 schiebt ihm etwas zu Essen in den Mund, was es von den pubertierenden Geschwistern geklaut hat.

Alles was sich nicht ändert, ist mein Gesichtsausdruck in allen 6 Babyalben. Natürlich ist es übertrieben ausgedrückt, aber die Lehre für mich daraus war tatsächlich, dass ich mich nicht unbedingt bei Kind Nummer eins hätte verrückt machen müssen, ich hätte später noch genügend Zeit dazu gehabt. Man möchte immer alles perfekt machen, die Kinder vor allem bewahren und auf jeden Fall alles befolgen, was man so an guten Ratschlägen um die Ohren gehauen bekommt, damit das eigene Kind seinen Weg auf jeden Fall beschwerdefrei geht.

 

Was ist da los? 

 

Einige meiner Kinder sind schon groß, andere werden es gerade und zwei stehen wieder am Anfang. Ich weiß, dass Nummer sechs ebenso durchs Leben stolpern wird wie Nummer eins, obwohl man meinen könnte:“ Sie hatte doch schon fünfmal Zeit zu üben?“

Man darf nicht vergessen, dass Kinder keine Maschinen sind, sondern genau so individuell wie jeder von uns. Die gleichen Eltern zu haben, bedeutet nicht, den gleichen Charakter zu teilen. Was bei einem funktioniert, löst beim anderen vielleicht den SuperGAU aus. Und nicht zu vergessen: DIE PUBERTÄT … eigentlich nette Wesen verändern sich zu Menschen, bei denen man sich auch manchmal wünschen könnte, dass sie doch ein wenig früher als geplant ausziehen. Wenn es dann soweit ist, kann man das natürlich auch nicht ertragen. Die Sorgen, die an dem Tag beginnen, an dem man den positiven Schwangerschaftstest in Händen hält enden niemals.

 

Was ist zu tun? 

 

Je mehr wir wissen, umso mehr haben wir den Anspruch, Kinder vor den unwahrscheinlichsten Gefahren zu bewahren. In unserer unberechenbaren Welt möchten wir einfach einen friedlichen Kokon schaffen und unsere Kinder darin aufwachsen lassen. Ängste werden von allen Seiten geschürt, die Vernetzung zu jeder Zeit birgt nicht nur mehr Wissen, sondern eben auch gefährliches Halbwissen bis hin zur Desinformation. Wir verlassen uns nicht mehr auf unser Gespür sondern auf Richtlinien von außen.

Allerdings können wir unseren Kindern nicht jeden Stein und jeden Baumstamm aus dem Weg räumen und das ist auch nicht sinnvoll, denn nur durchs stolpern lernt man und kann ( selbst!) wieder aufstehen.  Je mehr wir kontrollieren möchten, desto mehr zeigen sie uns irgendwann, dass sie selber ihre Entscheidungen treffen. Sie brauchen vor allen Dingen unser Vertrauen, unsere Liebe und unser Verständnis, um zu den Menschen werden zu können, die wir uns seit der Schwangerschaft mit ihnen gewünscht haben. Vertrauen wir etwas mehr unseren Fähigkeiten und etwas weniger den 1000 Informationen um uns herum, ängstliche Eltern machen ängstliche Kinder.