Was ist die Neuraltherapie?
Die Neuraltherapie ist eine faszinierende und komplexe komplementärmedizinische Behandlungsform, die auf der Annahme beruht, dass das autonome Nervensystem eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen und verschiedenen Krankheitszuständen spielt. Sie nutzt lokale Betäubungsmittel, manchmal auch komplexhomöopathische Injektabilia, um gezielt in dieses System einzugreifen, mit dem Ziel, die normale Funktion wiederherzustellen und den Heilungsprozess bestmöglich zu fördern. Im Folgenden werden die Grundprinzipien und die zugrundeliegende Theorie der Neuraltherapie detaillierter erläutert.
Theorie des autonomen Nervensystems und Störfelder
Das autonome Nervensystem (ANS) steuert unbewusst lebenswichtige Körperfunktionen wie Herzschlag, Verdauung und Atmung. Es besteht aus zwei Komponenten: dem Sympathikus, der den Körper auf Aktivität vorbereitet („Kampf-oder-Flucht“-Reaktion), und dem Parasympathikus, der den Körper in einen Ruhezustand versetzt („Ruhe-und-Verdau“-Reaktion). Ein Ungleichgewicht oder eine Dysfunktion in diesem System kann zu einer Vielzahl von körperlichen Beschwerden führen.
Die schulmedizinisch nicht anerkannte Theorie der Störfelder postuliert, dass bestimmte Körperregionen, die durch Verletzungen, Operationen, Entzündungen oder andere pathologische Prozesse beeinträchtigt wurden, weiterhin pathologische Signale an das ANS senden können, lange nachdem die ursprüngliche Verletzung geheilt ist. Diese Signale können das ANS stören und zu chronischen Schmerzen, funktionellen Störungen und verschiedenen Krankheitsbildern führen.
Wirkmechanismus der Neuraltherapie
Die Neuraltherapie zielt darauf ab, diese Störfelder zu identifizieren und zu behandeln, indem ein Lokalanästhetikum, üblicherweise Procain, direkt in das betroffene Gebiet injiziert wird. Procain hat die Fähigkeit, die Weiterleitung von Schmerzsignalen zu unterbrechen und die normale Funktion der Nervenfasern wiederherzustellen. Dies kann zu einer sofortigen Reduzierung von Schmerz und einer Verbesserung der funktionellen Zustände führen.
Durch die Injektion des Lokalanästhetikums in ein Störfeld wird angenommen, dass die Neuraltherapie das ANS „neu startet“. Dieser „Reset“ kann das ANS dazu veranlassen, zurück in einen Zustand des Gleichgewichts zu kehren, wodurch die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und die Heilung gefördert werden.
Anwendung und Vorgehensweise
Die Neuraltherapie beginnt mit einer sorgfältigen Anamnese und Untersuchung, um potenzielle Störfelder zu identifizieren. Diese können weit vom Ort des Schmerzes oder der Dysfunktion entfernt sein. Die Behandlung umfasst dann gezielte Injektionen in diese Bereiche. Die Injektionen können, z.B. mit Komplexmitteln subkutan, intramuskulär oder in andere Gewebetypen erfolgen, abhängig von der Lokalisation des Störfelds und der klinischen Beurteilung des Therapeuten.
Die Reaktion auf die Neuraltherapie kann variieren, wobei einige Patienten eine sofortige Linderung ihrer Symptome erfahren, während bei anderen mehrere Behandlungssitzungen erforderlich sein können, um eine signifikante Verbesserung zu erzielen. Die Sicherheit und Effektivität der Neuraltherapie hängen von der Erfahrung und Kompetenz des ausführenden Therapeuten ab.
Die evidenzbasierte Medizin als wissenschaftliche Disziplin, nicht unbedingt einzelne Klinikärzte und niedergelassene Ärzte steht der Neuraltherapie ablehnend gegenüber. Ausreichende wissenschaftlich valide Studien zum Beweis der Wirkung und Wirksamkeit fehlen, so dass die genannten Einsatzbereiche und Wirkungsweise den Beobachtungen der Entwickler und einzelner Therapeuten entsprechen.